Geschichte bis 1945
Die Herausbildung des Namens: 1375 Frederikstorpp, 1450 Frederichstorff, 1652 Fredersdorf.
Die älteste Nachricht über Fredersdorf gibt das Landbuch Karls IV. Dort heißt es: „Frederikstorpp umfaßt 50 Hufen, von denen zwei der Pfarrer hat. Die Lossowynne (Frau von Lossow) hat 8 freie und 20 zinspflichtige Hufen, Ketelitz 8 freie und 11 zinspflichtige. An Pacht gibt jede Hufe 6 Scheffel Roggen und 6 Scheffel Hafer, an Zins jede Hufe 22 Pfennig, zur Bede jede 2 ½ Schilling. Die Kossäten sind 14, sie zahlen zusammen 33 Schillinge. Der Krug gibt ein Stück und die Mühle 4 Stück. Der Bürger Hans von Aken hat ein Stück vom Markgrafen, die Lossowynne 2 Stück und 7 Scheffel vom Markgrafen, Ketelitz 18 Scheffel vom Markgrafen. Bede und Obergericht hat die Lossowynne über ihre Hufen und Ketelitz über seine. Den Wagendienst hat der Markgraf, auch den Vasallendienst."
Bald nach der Aufnahme des Landbuches müssen die Görtzkes Fredersdorf erworben haben. Werden sie doch im Jahre 1412 als Besitzer genannt. Die beiden Rittergutsanteile, die die Lossows und Ketelitz innehatten, wurden nunmehr vereinigt.
Im Schoßkataster von 1450 heißt es: „Fredersdorf habe die Tortzt von myn hern scu lehne. Uff der feltmark seyn 50 huben; davon hat der Pfarrer 2, dy Tortzt 18 frey."
Um 1600 bestand Fredersdorf aus zwei Herrensitzen, auf denen 4 Edelleute saßen, und zwar Christoph und Antonius von Görtzke auf dem einen und Hans und Otto auf dem anderen. Im Lehnbrief von 1619 sind für die Gebrüder und Vettern von Görtzken folgende Gerechtsame aufgeführt: Oberstes und niederstes Gericht nebst Kirchlehn über die Dörfer Fredersdorf und Bollensdorf, eine Schäferei, eine Mühle, Wiesen, Weiden, Holzungen usw. Nachdem Dreißigjährigen Kriege sind nur noch 9 Kossätten übrig. 1671 waren nach der alten Hufentabelle von den ehemaligen 20 Bauernhufen nur 10 wieder besetzt. 6 Bauerngehöfte waren bewohnt. Von 8 Kossäten wirtschaften wurden 5 bewirtschaftet, während 3 wüst lagen.
1689 gab es nur noch zwei Besitzer von Fredersdorf, Hans Ludwig von Görtzke und seinen Neffen Hans Sigesmund. 1713 hörte die Lehnsuntertänigkeit auf. Diese beiden Männer verhalfen Fredersdorf, das durch die Kriege stark verwüstet war, zu neuem Aufblühen. Hans Sigesmund erbaute das Fredersdorfer Schloß sowie die Kirchen in Fredersdorf und Vogelsdorf. Er starb nach Hinterlassung von 2 Söhnen 1726; Hans Ludwig verschied 1731 ohne einen Nachkommen. Die beiden Brüder Hans Ludwig und Heino Friedrich von Görtzke, Söhne von Hans Sigesmund, traten 1732 ihr Erbe an. Hans Ludwig wurde Erbherr auf Bollensdorf und Heino Friedrich auf Fredersdorf. Heino Friedrich und seine beiden Brüder Joachim Ernst und Georg Adolf starben bald ohne Nachkommenschaft. Und so war von 1740 an Hans Ludwig alleiniger Besitzer. Nur 9 Jahre hielt er den Besitz. Dann verkaufte er ihn an den geheimen Kriegs- und Kabinettsminister Heinrich Grafen von Podewils, der aus Pommern stammte. Der Graf war einer der größten Geister, die neben Friedrich dem Großen standen. Ihm folgte nach seinem Tode am 30. Juli 1760 der Sohn, Kammerherr Carl Ernst George von Podewils, als Erbe. 1789 verschied auch dieser. Der Bruder, Obermarschall und Kammerherr Friedrich Werner Graf von Podewils, übernahm den Besitz. Er starb 1804 in Berlin. Prozesse um die Erbschaft setzten ein. Um dem unseeligen Erbstreit ein Ende zu machen, wurde die ganze Herrschaft an den geheimen Kommerzienrat Balthasar Henry, einen ehemaligen französischen Offizier, verkauft. Nachdem dieser 1813 verstorben war, heiratete die Witwe ihren Wirtschaftsinspektor Protz. Carlos Henry, der Sohn, stieß nach dem Tode seiner Mutter das Testament um; Protz mußte sich mit Vogelsdorf und Bollensdorf begnügen, während Carlos Fredersdorf und Grünerlinde behielt. Protz wanderte später nach Russland aus. 1850 starb Carlos Henry. Die Tochter Ida heiratete den Kammergerichtsrat Torgany.
Der unmündige Richard Torgany, ein Verwandter von Carlos Henry, erbte den Besitz. Sein Vater, der alles verwaltete, verkaufte nach dem Tode seines Sohnes im Jahre 1867 das Besitztum an den Großschlächter und Kommerzienrat Johann Heinrich Christoph Verdries. 1878 übernahm sein Sohn, Carl Robert August, das Rittergut. Als dieser 1891 starb, ging Fredersdorf an seine Tochter Julia, die mit dem Oberst Bothe verheiratet war, über. Bothe wurde später geadelt und brachte es bis zum Generalleutnant.
Das Postamt von Fredersdorf (Ende der 20er Jahre)
Die Kirche in Fredersdorf war ursprünglich ein Feldsteinbau, der in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges zerstört wurde. Der Wiederaufbau fand 1708/09 auf Kosten des Patrons, Hans Sigesmund von Görtzke, statt. Eine gründliche Erneuerung des mit Haube versehenen Turmes wurde 1801 vorgenommen. Ein schöner Schmuck im Innern der Kirche ist der geschnitzte barocke Kanzelaltar. An der Südseite des Gotteshauses steht außen ein Grabstein des 1712 verstorbenen Rittmeisters von Walwitz, daneben das Denkmal für die Gefallenen des ersten Weltkrieges. Unter dem Turm liegt eine Gruft, in der 10 Särge stehen, die fast ausschließlich die Leichen des Görtzkeschen Geschlechts bergen.
Das Mausoleum, nur wenige Schritte vom Ostgiebel der Kirche entfernt, wurde 1780 vom Grafen Carl Ernst George von Podewils erbaut. Hier ruht außer mehreren Mitglieder des von Podewilschen Geschlechts auch der Kriegsminister Graf Heinrich von Podewils.
Die Mühle wird bald nach der Gründung des Dorfes erwähnt. Bis 1693 gehörte sie zum Rittergut. Dann wurde sie verkauft, um nach längerer Zeit wieder Eigentum des Gutes zu werden. Doch 1724 ging sie für immer in bürgerliche Hände über. 1835 kaufte sie der
Die Mühle mit Mühlenteich (um 1840)
Mühlenbesitzer und Maschinenbauer Bohm aus Lychen, der noch 40 Jahre den Betrieb als Mühle durchführte, um sie dann in eine Maschinenfabrik umzuwandeln.
Der erste Schulmeister war Johann Gottfried Rietz, ein Garnweber, der 1787 starb. Das alte Schulhaus benuzte man später als Scheune. 1882 wurde es abgerissen.
Fredersdorf hat wie Petershagen seinen ländlichen Charakter infolge starker
Siedlungstätigkeit in beträchtlichem Maße eingebüßt. Gefördert wurde diese Entwicklung besonders durch den Bau der Ostbahnstrecke Berlin-Küstrin im Jahre 1867. Fünf Jahre später, am 15. September 1872 wurde der Bahnhof in Betrieb genommen. Zu dieser Zeit hieß der Bahnhof noch Petershagen, doch bereits am 1. Januar 1875 bekam der Bahnhof seinen heutigen Namen Fredersdorf.
1938 wurde ein neues Rathaus bezogen. 1943, genauer im November, wurde das Pfarrhaus durch eine Luftmine getroffen und zerstört. Dabei wurden auch mehrere Nachbarhäuser stark beschädigt, und was weit schwerwiegender war, es waren 3 Menschenleben zu beklagen. Am 21. April 1945 wurde Fredersdorf durch sowjetische Truppen besetzt.
Vogelsdorf – ein Angerdorf
Die Herausbildung des Namens:
1376 Vogilsdorf, 1450 Vogellstorff, 1480 Fugelstorpp, 1624 Fogelsdorff,
1652 Vogelstorff, 1671 Fogellstorff, 1712 Vogelsdorff, ab 1750 Vogelsdorf.
Im Landbuch Karls IV. werden für Vogelsdorf 41 Hufen angegeben, 4 hat der Pfarrer. Es werden 6 Kossäten und ein Krug genannt. Der Schulze gibt 1 Talent statt des Lehnpferdes. Die Bede, das Ober- und Niedergericht haben Typrant und Jeneken Ketelitz vom Marktgrafen. Den Wagendienst besitzt der Marktgraf. 1450 meldet das Schoßregister 52 Hufen. Darunter sind 11 ritterfreie Hufen des Herrn von Ketelitz und 1 Kirchenhufe. 1624, also zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges, sind in Vogelsdorf 9 Hüfner, 2 Kossäten , 1 Pachtschäfer, 1 Hirtenknecht und 1 Laufschmied. 1652 meldet der Landreiterbericht: „Vogelstorff unter denen von Görtzken zu Fredersdorf. Dieses Dorf ist ganz wüßte." Bereits 1541 besaßen die von Görtzke die Hälfte des Gutes (u.a. „eine schaperay der zu Vögelstorff"), während Ebel von Krummensee die andere Hälfte innehatte. Noch 1671 ist Vogelsdorf wüst.
Der Krumme See in Vogeldorf
1712 heißt es: „Vogelsdorff, ein Görtzkisches Dorf, welches der Dreißigjährige Krieg kaum den Krüger, Meier und Hirten übrig gelassen, auch die Kirche ist verwüstet."
Um 1775 sind die Grafen von Podewils in Fredersdorf die Grundherren des Dorfes.
Die günstige Lage von Vogelsdorf an der Berlin- Frankfurter Straße bedingte die Einrichtung einer Poststation. Hier standen 200 Postpferde, später noch 100; die fahrenden und reitenden Posten wechselten ihre Pferde. Im „Adreßkalender von Berlin und Potsdam" heißt es 1790: „Die 2. Preußische fahrende Post geht ab Montags und Freitags vormittag um 10 Uhr über Vogelsdorf, Tasdorf, Müncheberg, Küstrin nach Königsberg in Preußen. Die 2. Preußische reitende Post durch die Neumark Dienstags und Sonnabends 8 Uhr abends. Die Schlesische fahrende Post Montags und Freitags 11 Uhr vormittags nach Berlin." Eine Fahrt von Berlin bis Vogelsdorf kostete 18 „gute" Groschen. Die Vogelsdorfer Bauern leisteten bei den damals meist schlechten Wegen oft Vorspanndienste und hatten dadurch einen schönen Nebenverdienst. Die Versorgung ihrer Wirtschaften blieb meistens ihren Frauen und Dienstboten überlassen. Mancher Bauer hatte damals 10-15 Pferde. Mit der Bedeutung von Vogelsdorf als wichtigem Postort (erhielt doch sogar Altlandsberg von hier seine Post) hängt auch die Tatsache zusammen, daß der Ort zur Zeit der Napoleonischen Besatzungszeit 1807-1812 das französische Etappenkommando erhielt (Majore Bellevue und von Böhmel). Das Dorf litt aber sehr unter der Besatzung, so daß das Vieh teils hinter die Mauern von Altlandsberg, teils auf die Sumpfwiesen des Fredersdorfer Fließes gebracht wurde. Verständlich wird damit auch die Handlungsweise der Vogelsdorfer, wenn sie 1813 die aus Rußland zurückkommenden Franzosen mit Knüppeln zum Dorfe hinausjagten, so daß mehrere starben und auf dem nahen Kreuzberge bei Bollensdorf (gehört heute zu Neuenhagen) verscharrt wurden. In den Befreiungskriegen von 1813 bis 1815 kämpften 5 Vogelsdorfer auf Seiten Preußens.
Die Kirche in Vogeldorf
Im 19. Jahrhundert vergrößerte sich das Dorf durch den Bau von Häusern an der Chaussee (heute Bundesstraße 1); die Bevölkerungszahl stieg. Um 1900 entstand die Kolonie Neuvogelsdorf am Krummen See, sowie Grassee und an der Chaussee Petershagen-Tasdorf. In den 30er Jahren unseres Jahrhunderts erhielt Vogelsdorf infolge des Autobahnbaus eine Auf- und Abfahrt. Durch den Autobahnbau wurde der Ort jedoch in 2 Hälften geschnitten. In dieser Zeit ging auch das Rittergut in den Besitz der Stadt Berlin über, nachdem es in den Jahrzehnten zuvor des öfteren seinen Besitzer gewechselt hatte.
Geschichte nach 1945
Im Sommer 1958 wurde in Fredersdorf die erste LPG gegründet. Man muß dazu sagen, daß die Landwirtschaft in Fredersdorf eine eher untergeordnete Rolle spielte, denn bei 4400 Einwohnern gab es lediglich 16 Bauern. 1959/60 wurde in Fredersdorf die Radrennbahn gebaut. Zuvor hatte man jedoch auch eine Sanierung der Badeanstalt in der Nähe des Fredersdorfer Bahnhofs in Erwägung gezogen. Doch da diese auf Petershagener Gebiet lag, wurde diese Idee schnell fallengelassen. Nach der Wende konnte 1993 die mittlerweile in die Jahre gekommene Radrennbahn mit Hilfe von Landesmitteln rekonstruiert werden. Durch Platzprobleme bedingt, begann man 1960 mit der Erweiterung der Schule in Fredersdorf-Süd, die 1971/72 beendet werden konnte. Bis zum Jahr 1984 wurde der Ausbau der Kurt-Schlosser-Oberschule (heute 2. Grundschule) beendet. Ein bedeutsames Problem in Fredersdorf verursachte über die Jahre immer wieder ein hoher Grundwasserstand. Dadurch kam es wiederholt zu Kellerüberschwemmungen. Als Antwort auf dieses Problem wurden zum Beispiel die Entwässerungsgräben gesäubert und erweitert. So wurden mit Schwerpunkt bis 1983 eine Reihe von diesen Maßnahmen durchgeführt. Doch auch danach kam es immer wieder zu Grundwasserproblemen. Auch heute sollte infolge extremer Witterungsperioden mit diesem Problem gerechnet werden. Mit der Wende 1989 begann eine Reihe drastischer Veränderungen in Fredersdorf und Vogelsdorf. Ein regelrechter Bauboom setzte ein, verbunden mit einem rasanten Bevölkerungsanstieg (Vergleichen Sie dazu auch im Bereich Statistiken die Bevölkerungsentwicklung). Eine Verwaltungsreform wurde in Brandenburg durchgeführt, in dessen Resultat sich die bisher selbständigen Gemeinden Vogelsdorf und Fredersdorf am 5. Dezember 1993 zusammenschlossen. Auf kommunaler Ebene konnten ebenfalls einige Veränderungen beobachtet werden. An dieser Stelle sei zum Beispiel die, seit der Wende in mehreren Etappen durchgeführte, Erweiterung der 2. Grundschule erwähnt. Desweiteren werden in der Gemeinde seit einigen Jahren Abwasserleitungen verlegt, die zum Teil auch so manchen Frust unter den Autofahrern hervorgerufen haben mögen. Aber auch in wirtschaftlicher Hinsicht ist die Entwicklung an Fredersdorf-Vogelsdorf nicht vorbeigegangen. Seit 1990 wurde mit der Planung und Erschließung des Gewerbegebietes in Fredersdorf-Nord begonnen. Es umfaßt 12,5 Hektar und kann eine Auslastung aufweisen, wie sie eine Vielzahl von anderen Gemeinden Brandenburgs nicht einmal ansatzweise realisiert haben. Ein viel größeres Projekt entstand Mitte der 90er Jahre im Ortsteil Vogelsdorf direkt an der Autobahn. Es handelt sich dabei um das sogenannte Multicenter, ein Handelszentrum mit Verkaufsflächen von 5.000, 10.000, und 20.000 m². So findet man hier neben einem Baumarkt und einem Möbelmarkt auch ein SB-Warenhaus. Daneben entstanden auch noch andere kleinere Gewerbeflächen in Fredersdorf-Vogelsdorf. Gerade durch die Nähe zu Berlin und der sehr günstigen Verkehrslage, kam es im Doppeldorf zu einer relativ positiven wirtschaftlichen Entwicklung, verglichen mit einer Vielzahl von Gemeinden und Städten im Ostteil Deutschlands.