Artikel aus dem "Niederbarnimer Anzeiger" Nr. 134 vom 11.7.1930

Orginalartikel
über eine Gemeindevertretersitzung
hier noch einmal in Normalschrift für diejenigen,
die Schwierigkeiten beim Lesen haben
artikel

Fredersdorf, den 10. Juni 1930

Eine Gemeindevertreter-Sitzung fand am letzten Freitag im Gasthaus Wiese statt, zu welcher bis auf einen entschuldigten Schöffen sämtliche Vertreter und Schöffen erschienen waren. Die Tagesordnung hatte 9 Beratungsgegenstände, von denen über 8 öffentlich und über einen geheim verhandelt werden sollte. - 1. Die Vertretung beschließt die Übernahme von zwei Straßenlandparzellen von Fritz Höfe und eine von August Gutzeit, sämtlich in der Feldstraße gelegen. - 2. Der Obmann des Prüfungsausschusses für das Rechnungswesen, der Gemeinde-Vertreter Strehlow erstattet eingehenden Bericht über die vorgenommene Prüfung der Jahresrechnung für 1929. Danach hat die Prüfung zu Beanstandungen irgend welcher Art keinen Anlaß gegeben. Die Jahresrechnung schließt ab wie folgt: Kassengesamteinnahme 248 926,79 Rm., Gesamtausgabe 247 199,33 Rm., Überschuß 1 727,46 Rm.. Auf Antrag Strehlow wird dem Gemeindevorsteher und dem Rendanten auf einstimmigen Beschluß Entlastung erteilt. Es wird weiter angeregt, des öfteren Kassenrevisionen vorzunehmen.- 3. Bei der Feststellung des Voranschlages für 1930-31 wird Bezug genommen auf die Versammlungsniederschrift des Ausschusses für die Etatsberatung, für Prüfung der Rechnung und für Steuerwesen. Inzwischen hat der Voranschlag in der Zeit vom 25. 4. Bis 8. 5. d. Js. öffentlich ausgelegen. Beschlußgemäß sind dann die Schöffen nochmals zum Voranschlag gehört worden. Nun wird zur Sache selbst gesprochen. Auf Antrag Hilmer sollen für heimatkundliche Wanderfahrten statt 75 Rm. 300 Rm. ausgeworfen werden. Der Antrag wird einstimmig angenommen. Auf Antrag Bausdorf werden mit 7 gegen 5, bei 3 Stimmenenthaltungen, für die Jugendweihe 50 Rm. bewilligt. Auf Antrag Grunor wird mit Mehrheitsbeschluß dem Lichtgeldkassierer die Mittel für die Anschaffung einer Sommer-Dienst-Litevka bewilligt. Es wird sodann mit 10 Stimmen, bei 5 Stimmenenthaltungen der Voranschlag genehmigt, bezw. festgestellt. Mit demselben Stimmenverhältnis werden dann die darin enthaltenen Steuerzuschläge beschlossen. Der Voranschlag balanciert in Einnahme und Ausgabe mit 140 566,00 Rm. das Gleichgewicht. Der Voranschlag über das Elektrizitätswesen hält sich mit 88 520 Rm. das Gleichgewicht. Die oben beschlossenen Mehrausgaben sollen aus dem Ausgleichstitel genommen werden, sodaß die Summe des Voranschlages bestehen bleibt.- 4. Die Parzellierungssache Braedikow wird von der Besprechung abgesetzt, da mit dem Interessenten Braedikow eine Einigung hierfür noch nicht erzielt ist.- 5. Auf Antrag des Gemeindevorstehers wird mit 12 Stimmen bei 3 Stimmenenthaltungen der Gemeindevertreterbeschluß vom 7.2. d. Js. aufgehoben. Mit 7 Stimmen, bei 8 Stimmenenthaltungen, wird eine Kommission gewählt, bestehend aus den Vertretern Strehlow, Pagen, Borchart und Schulz, die in der Sache "Grundgebühr" den Vertretern einen Vorschlag unterbreiten sollen. - 6. Für die Arbeiten in der hiesigen Turnhalle sind mehrere Kostenanschläge eingereicht worden. Da kein Widerspruch erfolgt, wird die Bekanntgabe der einzelnen Kostenanschläge in geheimer Sitzung vorgenommen.- 7. Die Versammlung nimmt Kenntnis davon, daß für den Ausbau der Linden-Allee in absehbarer Zeit keine Geldmittel vorhanden sind.- 8. Verschiedenes. Der Frau Nicol, die in der Gartenstadt ein Wohnhaus errichtet, wird für eine aufzunehmende Bauhypothek gegenüber der Straßenpflasterungshypothek der Vorrang eingeräumt. Es wird ferner für die von ihr bereits bezahlte Ansiedlungsgebühr Löschungsbewilligung erteilt. Die aktiven Mitglieder des Arbeitersamariterbundes werden von der Zahlung des Ablösungsbetrages für den Feuerlöschdienst entbunden. Dem Bund wird ferner zur Ergänzung und Neubeschaffung von Verbandsmaterial und für Transportmittel 50 Rm. bewilligt. Der Gastwirt Dippold bittet, auch in seinem Lokal Gemeindevertreter-Sitzungen abhalten zu wollen. Auf einstimmigen Beschluß sollen fortan die Sitzungen abwechseld in den Sommermonaten in den Gastwirtschaften von Madel und Dippold, in den Wintermonaten in den Versammlungsräumen von Wiese und Tetzel abgehalten werden. Die Kommission, die die Siedlungsverträge vorbereitet, soll bei der nächsten Gelegenheit ihre Meinung darüber äußern, ob unter den gegenwärtig geänderten Verhältnissen der geplante Spielplatz auf dem Pfarrgelände beibehalten werden kann. Vertreter Hilmer teilt der Vertretung mit, daß er seine Wohnung am 15 d. Mts. frei macht. Er bezweckt hiermit, den Wohnungsausschuß auf diese Räume aufmerksam zu machen. Zwei Sachen wurden zum Schluß geheim behandelt.