Heimatverein berichtet
Die überraschend hohe mehrheitliche Entscheidung der Gemeindevertreter am 8.September
nahmen die Heimatvereinsmitglieder auf ihrer Mitgliederversammlung mit Freude und
Erleichterung auf. Um was geht es bei diesem Beschluss?
Das Denkmal, die ehemalige Brennerei auf dem historischen Gutshof, verfällt seit Jahren.
Wegen akuter Einsturzgefahr musste bereits das obere Geschoss des Gärungsraumes
abgetragen und ein Notdach aufgebracht werden. Bekanntlich halten ja Notlösungen sehr
lange. Das aber ist nicht unser Credo. Eine Baugenehmigung zu Sicherung und Erhaltung liegt
dem Heimatverein seit 2016 vor und die seit 2015 veranschlagten 273.000€ zur
Wiederherstellung der Standsicherheit finden sich über Jahre im Gemeindehaushalt jeweils
mit einem Sperrvermerk wider. Die Rettung für das Gebäude kam nun fast in letzter
Sekunde. Der Zustand des Denkmals wird ohne Baumaßnahmen immer schlechter und die
Baugenehmigung läuft bald aus. Deshalb danken wir allen, die sich für den Erhalt des
historischen Gebäudes eingesetzt haben.
Die Kosten haben inzwischen ordentlich angezogen. Das bestätigte auch die aktuelle
Kostenüberprüfung des Ingenieurbüro für Baustatik und Sanierungsplanung Hoppegarten,
sodass zur Sanierung im Jahre 2021 nochmals 36.000€ dazu kommen. Der Heimatverein
bereitet die Baumaßnahme ab jetzt und gleich intensiv vor, die Vorbereitungen laufen auf
Hochtouren. Die Auflage ist, die bereitgestellten Gelder bis 2021 zu verbauen und die
Arbeiten abzuschließen. Hier sind u.a. Abstimmungen: Statik, Denkmalschutz, Ausschreibung
und Vergabe sowie Begleitung der Ausführung gefragt. Wir sind positiv gestimmt, dies zu
bewältigen.
Die historischen Mauern könnten viele Geschichten erzählen, hier nur ein paar Eckpfeiler
der Geschichte:
Nach dem Dreißigjährigen Krieg entstanden im völlig zerstörten Dorfkern erste massive, also
Steinbauten, so auch auf dem Rittergut. Die Brauerei/Brennerei mit Gärungsraum auf dem
Vierseitenhof bildete in vergangenen Jahrhunderten eine bauliche Einheit, eingeschossig mit
Steildach und Gewölbedecken.
Schriftlich überliefert ist, dass um 1730 hier Bier gebraut wurde. Nachweise für das
Betreiben einer Brennerei gehen bis etwa 1830 zurück.
Der Umbau des Hauses erfolgte 1891. Die Gewölbedecken wurden abgetragen und durch
Holzbalkendecken ersetzt. Erhalten blieben nur die Gewölbe über dem Gärungsraum.
Darüber errichtete man ein zweites Geschoss mit giebelständigem Satteldach. 1934 bekam
der aufgestockte Teil auf Antrag von Paul Bohm (Besitzer von Schloss und Rittergut) ein
großes Tor, um landwirtschaftliche Maschinen einstellen zu können.
Im eingeschossigen Gebäudeteil entstanden neben Lagerräume bescheidene
Wohnunterkünfte, erst für Tagelöhner, später für die Familie des Schweizers und nach dem
2. Weltkrieg privat genutzter Wohnraum bis 1974.
Die Unterschutzstellung der ehemaligen Brennerei mit der sich anschließenden Kuhstallruine
sowie dem Taubenturm erfolgte 2005/06. Der Heimatverein übernahm 2010 den Gutshof
mit seinen völlig verwahrlosten Gebäuden und Freiflächen mit dem Ziel, letzte Bauzeugnisse
dörflicher Architektur zu retten und einen öffentlichen Raum der Begegnungen für alle
Generationen zu schaffen. Hohes ehrenamtliche Engagement, viele Spenden und finanzielle
Unterstützung der Gemeinde machten es dem Verein möglich, das Areal für viele
Veranstaltungen, Feste und für Fredersdorf-Vogelsdorfer Vereine zu schaffen.